Google will seinen Nutzern nicht nur die besten und treffendsten Suchergebnisse liefern, sondern auch ein besseres Nutzererlebnis gewährleisten. Dafür setzt der Dienst in naher Zukunft auf einen neuen Rankingfaktor, die Page Experience. Sie setzt sich aus den Core Web Vitals und bereits bestehenden Signalen zusammen.
Das sind die Core Web Vitals
Im Mittelpunkt des neuen Updates steht die Nutzerfreundlichkeit sowie das Ladeverhalten der Webseiten. Mit den Web Vitals möchte Google die User Experience einer Seite messbar machen. Diese neuen Metriken sollen es Google also erlauben die Page bzw. User Experience verschiedener Seiten miteinander zu vergleichen und in das Ranking mit einfließen zu lassen.
Folgende drei Metriken bilden die Core Web Vitals:
- LCP (Largest Contentful Paint)
- FID (First Input Delay)
- CLS (Cumulative Layout Shift)
Somit erweitern die Core Web Vitals bereits bestehende Signale wie die Mobilfreundlichkeit einer Website, sicheren und sauberen Website Code (Safe Browsing) sowie die Nutzung der HTTPS-Verschlüsselung und den Verzicht auf die Nutzung von Interstitials wie etwa Werbe-Pop-Ups. Gemeinsam sollen diese Signale nun eine bessere Page Experience gewährleisten.
Die Metriken im Detail
Aber was bedeuten die Metriken im einzelnen und welche Richtwerte werden dabei von Google empfohlen? Im Folgenden geben wir einen Einblick in die einzelnen Web Vitals.
Der erste Eindruck zählt – Der LCP
Der LCP kann als „die Render-Zeit des größten Content-Elements im sichtbaren Bereich einer Webseite“ definiert werden, wobei neben Text auch Bilder und Videos von Google als Content gesehen werden. Da der LCP nur als erster Eindruck innerhalb der User Experience gewertet werden soll, findet die Bewertung des LCP solange statt, bis der User klickt, scrollt oder anderweitig mit der Seite interagiert. Bis dahin wird jedes Element, das im Ladeprozess geladen wird, neu gewertet.
Für Google ist eine LCP-Ladezeit von bis zu 2,5 Sekunden gut, ab 4 Sekunden herrscht dringender Optimierungsbedarf, denn laut Studien springen bei einer Wartezeit von über 4 Sekunden rund 40 % der User ab.
Machen, nicht warten – Der FID
Der FID stellt kurz gesagt den Zeitraum zwischen der ersten Interaktion des Users und dem Ausführen des Events im Browser dar. Denn wer kennt das nicht: Man klickt und versucht mit einer Seite zu interagieren, aber diese will einfach nicht reagieren. Der User-Journey wird gestört und im schlimmsten Fall kann das sogar zum Verlassen der Seite führen. Der FID schließt somit direkt an den LCP an und beruht auf Klicks, Taps oder Tastendrücken. Aktionen wie Scrolling oder Zoomen werden dabei nicht beachtet.
Laut Google gilt ein Wert von unter 100 ms als gut.
Mehr Stabilität – Der CLS
Die Wichtigkeit des CLS kann man am besten anhand eines Beispiels erklären. Der User besucht eine Webseite und möchte auf einen Button klicken. Doch noch bevor der User den Button klickt, verschiebt sich die Webseite, da sie noch im Ladeprozess steckt und plötzlich ist der Button an einer anderen Stellen. Im schlimmsten Fall befindet sich an jener Stelle jetzt ein anderer Button, der ungewollter Weise angeklickt wurde und die Frustration beim User ist groß.
Gerade auf mobilen Webseiten ist das ein Phänomen, das durch den kleinen Bildschirm bedingt öfters auftritt. Verständlich, dass Google solches Verhalten bestrafen möchte und deshalb hohen Wert auf den CLS legt. Die Metrik fragt daher ab, ob und um wie viel sich die Webseite während des Ladens verschiebt. Dazu werden verschiedene Segmente innerhalb des sichtbaren Bereichs zueinander in Beziehung gesetzt und Veränderungen gemessen.
Der von Google empfohlene Wert sollte bei 0,1 liegen – ab einem Wert von 0,25 sollte optimiert werden.
Werte messen und richtig einschätzen
Natürlich reicht es nicht aus, nur zu wissen, wie die Werte theoretisch berechnet werden. Wesentlich interessanter ist es für die Betreiber einer Website, die eigenen Werte zu kennen und entsprechend einzuschätzen. Wie gut schneidet die eigene Website ab und wo herrscht noch Handlungsbedarf?
Glücklicherweise stehen einem hierfür zahlreiche Tools zur Verfügung:
- Search Console
- PageSpeed Insights
- Lighthouse
- Chrome DevTools
- Chrome UX Report
- Web Vitals Extension
- und das Web Vitals Extension AddOn
Dabei unterscheiden sich die jeweiligen Tools in ihrer Genauigkeit. Während einige Tools mit Laborwerten arbeiten wie Lighthouse und webpagetest.org, bietet der Chrome User Experience Report eine Übersicht über gesammelte Felddaten. Diese sind genauer als Labordaten und liegen etwa den Tools PageSpeed Insights und der Search Console zugrunde. Für genauere Analysen – insbesondere für größere Websites – lohnt sich die Verwendung von Skripten oder APIs, die in Googles Web-Dev-Forum bereitgestellt werden.
Für eine ausführlichere Beschreibung der Metriken und wie man diese am besten misst, empfehlen wir, einen Blick in die 63. Ausgabe des Magazins „Website Boosting“ zu werfen.
Wie wichtig ist die Page Experience nun als Rankingfaktor?
Auf jeden Fall sollten Sie die Core Web Vitals schon jetzt ernst nehmen und die eigene Website auf diese hin prüfen. Denn nicht umsonst hat Google den neuen Rankingfaktor bereits ein halbes Jahr im Voraus angekündigt. Damit zeigt der Suchmaschinenbetreiber, wie wichtig das neue Update zu sein scheint und gibt so den Betreiber einer Website die nötige Vorlaufzeit, um sich vorzubereiten.
Das sollte jetzt aber kein Grund sein, in Panik zu verfallen, denn wie Gary Illyes, Webmaster Trend-Analyst bei Google, auf reddit sichergestellt hat, werden die Core Web Vitals nicht zum primären Rankingfaktor:
Like any other search engine, Google works hard to surface the highest quality and most relevant results for users‘ queries. CWV has nothing to do with either of those, not even remotely, so it’s extremely unlikely that CWV would ever become „the primary factor for Organic Traffic“.
That’s not to say you can ignore CWV, though.
Das bedeutet also, dass Rankingfaktoren wie Content und richtige Keywords immer noch entscheidend für eine gute Platzierung sind. Wo sich der neue Faktor genau einordnen lässt, kann man nur vermuten und selbst Gary Illyes hält sich auf Twitter mit entsprechenden Äußerungen zurück:
we announced it will become *a* ranking factor, that’s known. i merely ruled out the possibility of it becoming *the* primary ranking factor. whatever it will be eventually in-between is not known and I’m not going to speculate about it.
Wer also einzigartigen und qualitativen Content liefert, sollte auch trotz mangelnder CWV noch gut gefunden werden. Wo die neuen Faktoren aber durchaus entscheidend sein könnten, sind Bereiche, in welchen ein großer Wettbewerb herrscht. Bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen könnte dann eine bessere Page Experience, den entscheidenden Vorsprung für eine höhere Platzierung bringen.
Wann werden die Änderungen umgesetzt?
Ein genaues Datum für den Live-Gang der Page Experience ist noch nicht bekannt. Aber ganz nach Googles neuem Motto „do the right thing“ ist schon jetzt die Zeit gekommen, das Richtige zu tun und einen Blick auf die Core Web Vitals zu werfen, diese gegebenenfalls zu verbessern und damit in eine nutzerfreundliche Website zu investieren.
Wenn Sie Hilfe bei Ihrer Online-Strategie brauchen, stehen wir Ihnen gerne mit unserer langjährigen Erfahrung zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns einfach!